Ermittler in den USA und Europa haben einen der größten kriminellen Online-Marktplätze für Drogen und andere illegale Waren ausgehoben. Die drei mutmaßlichen Betreiber des sogenannten „Wall Street Market“ wurden in Deutschland gefasst, sie sitzen in Untersuchungshaft.
Über die Online-Plattform wurden neben Rauschgift unter anderem auch ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente und Schadsoftware gehandelt, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt sagten. Es sei der weltweit zweitgrößte illegale Online-Marktplatz im Darknet gewesen, einem abgeschirmten Teil des Internets.
Die Männer sollen als Betreiber der Plattform an den Verkäufen illegaler Artikel Provisionen verdient haben. Bei den Verdächtigen handelt es sich um einen 31-Jährigen aus Bad Vilbel (Hessen), einen 22-Jährigen aus Kleve (Nordrhein-Westfalen) und einen 29-Jährigen aus dem Landkreis Esslingen (Baden-Württemberg).
Polizei schlug während Wartung zu
Seit
März hatten Ermittler die drei Deutschen im Visier, wie sie am Freitag
berichteten: Nachdem die Verdächtigen den Online-Marktplatz in den
Wartungsmodus geschaltet und die hinterlegten Geldbeträge an sich selbst
transferiert hatten, schlugen die Behörden zu. In Den USA
identifizierte die Staatsanwaltschaft Los Angeles nach eigenen Angaben
zwei der umsatzstärksten Anbieter von Drogen auf dem „Wall Street
Market“ und nahm diese fest. Sie sollen mit extrem gefährlichen Drogen
gehandelt haben, wie ein US-Vertreter sagte. Bei Durchsuchungen der
Tatverdächtigen in den USA wurden illegale Waffen und Bargeld in
Millionenhöhe gefunden.
Deutsche Ermittler nahmen die drei Verdächtigen Ende April fest und durchsuchten deren Wohnungen. Dabei seien die Rechner sichergestellt worden, über die die Plattform betrieben worden sei. Außerdem fanden die Ermittler mehr als 550 000 Euro in bar, digitale Zahlungsmittel wie Bitcoins mit einem Wert in sechsstelliger Höhe sowie teure Fahrzeuge. Bei dem Tatverdächtigen aus Kleve entdeckten die Beamten zudem eine Schusswaffe.
Schwarzmarkt nicht mehr erreichbar
Der
„Wall Street Market“ ist den Ermittlern zufolge jetzt nicht mehr
erreichbar. Auf der Webseite sei stattdessen ein Sicherstellungsbanner
hochgeladen geworden. „Zuletzt waren auf dem Online-Marktplatz über
63.000 Verkaufsangebote eingestellt sowie über 1,150.000 Kundenkonten
und über 5400 Verkäufer angemeldet“, erklärte der Sprecher der
Generalstaatsanwaltschaft, Georg Ungefuk. Den Festnahmen seien
aufwendige verdeckte Ermittlungen vorausgegangen. US-amerikanische und
niederländische Behörden seien beteiligt gewesen, ebenso die europäische
Polizeibehörde Europol. Einen Bezug nach Österreich gibt es derzeit
nicht, hieß es seitens der österreichischen Bundeskriminalamtes.
Der Präsident des deutschen BKA, Holger Münch, sprach von technisch sehr anspruchsvollen und personalintensiven Ermittlungen. Er hob die internationale Zusammenarbeit mit Behörden in den USA, den Niederlanden und der europäischen Polizeiorganisation Europol hervor. „Das war beispielgebend für die Verbrechensbekämpfung im digitalen Raum.“
Münch forderte zugleich einen eigenen Straftatbestand und damit eine klare gesetzliche Regelung gegen das Betreiben von kriminellen Online-Handelsplattformen. Es gebe schon einen Vorschlag dazu, der aber noch nicht umgesetzt sei. „Wir müssen Schritt halten mit der gesellschaftlichen Entwicklung.“
Gegen die drei Verdächtigen in Deutschland laufen Ermittlungen wegen gewerbsmäßiger Verschaffung einer Gelegenheit zur unbefugten Abgabe von Betäubungsmitteln. Der Strafrahmen dafür liegt laut Generalstaatsanwaltschaft zwischen einem und 15 Jahren Haft.
Quelle: krone.at